Freitag, 18. September 2009
Google Earth und Cruise Missiles - Johs Ruhe im Gespräch
Erneut ist Google's ehrgeiziges "Street View"-Projekt in die Kritik geraten. Diesmal sorgen sich nicht Datenschützer, die Bedenken sind weit schwerwiegender. Johs Ruhe sprach mit Vince Scheidtler, dem Vice Director Public Relations Google Street View Europe.

Ruhe:
Mister Scheidtler, Google Earth hat Deutschland komplett fotografiert – kein Haus, von dem in Google Earth nicht ein Foto vorhanden sein wird.
Scheidtler:
Wir sind sehr stolz, der internationalen web-community diesen einmaligen Service bieten zu können!
Ruhe:
Ihre Aktion ist aber keineswegs ununmstritten …
Scheidtler:
Ach, wir haben da keine Probleme. Sehen sie, es gab kleinere Unstimmigkeiten mit den Datenschützern, das ist alles vom Tisch … Nein, unsere user sind begeistert, sie freuen sich einfach, wenn ihre Straße oder ihr Haus oder sogar ihr Auto bei uns erscheinen. Im Gegenteil: wir haben massenweise Beschwerden, dass die Kfz-Kennzeichen unkenntlich gemacht wurden. Die Leute fragen an, wann unser Wagen kommt, und stellen sich winkend an den Straßenrand.
Ruhe:
Das ist nun wirklich überraschend.
Scheidtler:
Überhaupt nicht. Sehen Sie, bei Google steht immer der Nutzer, der einzelne Mensch, im Focus. Für viele Menschen ersetzt das Internet inzwischen ja sogar das Fernsehen. Es ist damit mehr oder weniger zum Mittelpunkt ihrer Existenz geworden. Es ist doch nachvollziehbar, dass diese Menschen dort, also im Internet, auch präsent sein wollen!
Ruhe:
Durchaus nachvollziehbar . Aber ich habe eigentlich ein ganz anderes Thema auf meinem Block, Herr Scheidtler. In Internetforen sind Gerüchte aufgekommen, dass die von Google aufgenommenen Bilder ausreichten, um eine neue Generation von micro cruise missiles präzise ins Ziel zu steuern.
Scheidtler:
Also da ist nichts dran, leider, möchte ich fast sagen! Ich meine, das Pentagon ist schließlich ein erstklassiger Kunde für jedes Unternehmen, aber leider haben die ihre eigenen Daten. Die brauchen uns nicht.
Ruhe:
Ich dachte auch weniger an die Verwendung durch staatliche militärische Stellen. Unsere große Sorge gilt doch dem internationalen Terrorismus. Gerade für kleine Selbstbauten sind ihre Bilder doch ideal.
Scheidtler:
Also da bin ich jetzt überrascht. Von so etwas habe ich bislang noch nie gehört. Cruise missiles im Selbstbau? Das erscheint mir doch sehr unwahrscheinlich!
Ruhe:
Sagen Sie das nicht, Herr Scheidtler! Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass das möglich ist, also die Entwicklung ist sogar schon ziemlich weit. Mein Sohn – also verstehen sie mich jetzt nicht falsch, ich will meinen Sohn ja nun nicht in die Nähe des internationalen Terrorismus rücken, auch wenn einige seiner Lehrer das offensichtlich anders sehen – also mein Sohn ist bereits recht weit mit der Entwicklung. Er hat da so eine Art fliegendes Terrorobjekt auf der Basis eines Modellflugzeuges gebaut, das kann in der näheren Nachbarschaft selbständig Ziele ansteuern. Da hat er eine Kamera eingebaut und irgendeine optische Zielerkennung, das basiert also irgendwie schon auf gespeicherten Bildern.
Scheidtler:
Das ist ja faszinierend! Herr Ruhe, ich würde mich gerne einmal mit ihrem Sohn unterhalten. Nicht dass sie jetzt denken, hahaha!, aber wer hat nicht so seine Probleme mit den Nachbarn, was? Wie hoch ist denn die Tragfähigkeit, ich meine, könnte man damit so zwei oder drei Kilo?
Ruhe:
So genau weiß ich das ja auch nicht, mein Sohn sagt, die technischen Daten seien geheim. Aber sie können ja mal mit ihm sprechen.
Scheidtler:
Das werd ich machen, das werde ich ganz bestimmt machen, das eröffnet ja ganz neue Perspektiven! Vielen Dank für das Gespräch, Herr Ruhe!

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